Ein neuer Ansatz: die Positive Disziplin und deine Familie

Kinder erziehen scheint oft als etwas gesehen zu werden, das »jeder kann« und das schon klappen wird, wenn man sich auf sein »Bauchgefühl« verlässt. Ich glaube aber, dass viele Eltern spätestens in der sogenannten »Trotzphase« oder in der Pubertät merken, dass ihr Bauchgefühl sie manchmal dazu verleiten möchte, eine Schelle zu verteilen.

Wenn das Kind an der Supermarktkasse seine Selbstständigkeit klar machen möchte und seit 20 Minuten schreiend am Boden liegt, jeder einen ansieht und man in 5 Minuten den nächsten Termin hat, frage ich mich, was Ihnen Ihr Bauchgefühl sagt? 🙂 Oder wenn Ihr Teenager trotz Ihres wohl überlegten Belohnungssystems schon wieder den Müll nicht rausgebracht hat und Ihnen, wenn Sie ihn darauf ansprechen, die Tür vor der Nase zuknallt. Ich persönlich möchte hier nicht auf mein Bauchgefühl hören.

Wie aber könnte man dann seine Erziehung gestalten? Welche Leitlinien gibt es, und worauf kann man achten? In diesem Beitrag möchte ich dies anhand der Positiven Discipline (Dr. Jane Nelsen) veranschaulichen.

Was ist Positive Disziplin?

Die Positive Disziplin zählt zu den autoritativen Erziehungsstilen. Das bedeutet, dass es in der Erziehung auf Freundlichkeit und Struktur/Regeln gleichermaßen ankommt und dies bei Erziehungsfragen beachtet werden sollte. Diese Art von Erziehung ist bindungs- und bedürfnisorientiert, für die ganze Familie. Den entwicklungsgeschichtlichen Hintergrund dieses Erziehungsstils findet man sogar im deutschen Sprachraum bei Alfred Adler (Arzt, tiefenpsychologischer Psychotherapeut) und Rudolf Dreikurs (Psychiater, Pädagoge und Psychologe). Dr. Jane Nelsen, Psychologin, Autorin und Mutter von 7 Kindern, hat damit im amerikanischen Sprachraum weitergearbeitet und daraus die Positive Discipline entwickelt.

Eine unserer wichtigsten Fragen bei der Erziehung sollte sein: Zu was für einer Art erwachsenem Menschen möchte ich mein Kind erziehen? Was ist mir wichtig? Und was für einer Art von Person möchte ich da begegnen? In der Positiven Disziplin würde die Antwort hierauf lauten, dass wir Kinder zu verantwortungsvollen, respektvollen und hilfreichen Mitgliedern der Gesellschaft erziehen wollen. Eventuell entspricht das ja auch einigermaßen Ihren Wünschen für Ihr Kind? Wenn ja, dann lesen Sie ruhig weiter. 🙂

Mit diesen 5 Prinzipien, können Sie bei jeder Ihrer Entscheidungen, ganz individuell an Ihre Familie angepasst, anhand Ihrer eigenen Werte überprüfen, ob Sie noch entsprechend der Positiven Disziplin handeln. Die 5 Kriterien der Positiven Disziplin sind:

5 Prinzipien der Positiven Disziplin

  1. Seien Sie gleichzeitig freundlich und konsequent (respektvoll und ermutigend).
  2. Es hilft dem Kind, ein Gemeinschaftsgefühl zu spüren und dass es wichtig ist (Bindung).
  3. Es hilft langfristig gesehen. (Bestrafungen funktionieren kurzfristig gesehen, aber haben langfristig betrachtet negative Folgen.)
  4. Es lehrt wertvolle soziale Kompetenzen und Fertigkeiten und trägt zu gutem Charakter bei (Respekt, Fürsorge, Problemlösung, Verantwortlichkeit, Kooperation und einen Beitrag leisten).
  5. Es lädt Kinder dazu ein, zu bemerken, wie fähig sie sind und ihre persönliche Macht auf eine konstruktive Weise zu nutzen.

Umsetzung

»Klingt ja alles super!«, denken Sie vielleicht. Aber wie genau soll man denn diese Kriterien erfüllen? Gut, dass ist natürlich leider nicht so schnell in fünf Absätzen erklärt. Was aber als Mechanismus dahinter liegt ist, die Bindung innerhalb der Familie, und das Kind stückweise, seinem Alter gemäß Verantwortung zu übergeben und es auch aus eigenen Fehlern lernen zu lassen.

Es gibt keine Belohnungen, Bestrafungen oder Lob! Oder würden Sie etwa ihrem Partner/ihrer Partnerin, wenn er/sie endlich seine/ihre Socken in den Wäschekorb räumt, einen Freudentanz vortanzen und sagen: »Und jetzt kauf ich dir wie versprochen als Belohnung die Tickets für dein Wunschkonzert!« Absurd, oder? Es ist eben eine Begegnung auf Augenhöhe, welche sich gemeinsam auf die Lösung von Problemen konzentriert und das Kind ermutigen soll.

Falls Sie mehr zu diesem Erziehungsstil erfahren möchten, können Sie auf Deutsch auf die Buchempfehlung im Link zugreifen oder einen meiner Elternkurse besuchen:

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